Friedrich Schillers allzu rebellische »Räuber« waren unerhört: eine dramatische Aufwallung wider die Obrigkeit. Mit biblischer Wucht lässt das Stück Urkonflikte menschlichen Seins aufleben: Kain und Abel, Vatermord, Liebe und Leid, Ehre und Gewissen, Pflicht und Verrat. Es polterte gegen Gottlosigkeit und war dennoch antiklerikal.
Mit seinem Schauspiel um den alten Grafen Maximilian von Moor und seine gegensätzlichen Söhne Franz und Karl ist Schiller eine kühne Verknüpfung von Seelendrama, Familientragödie und politischem Melodram gelungen. Das Sturm-und-Drang-Stück fasziniert durch seine rasante Handlung, häufige Ort- und Handlungswechsel, zahlreiche Haupt- und Nebenpersonen und eine leidenschaftliche, bis zur Unnatürlichkeit offene - teilweise auch vulgäre - Sprache.
Das auführerische Stück zeigt Brandschatzung, Männerbund und Nonnenschändung. Derb und deftig ist die Sprache, tolldreist sind die Räuber in den böhmischen Wäldern, die sich gegen Obrigkeiten auflehnen und sich dennoch einer Autorität beugen: "Führ uns an, Hauptmann!", begehren sie im 2. Akt, "wir folgen dir in den Rachen des Todes."
Die Taten der Räuberbande, deren Hauptmann, Karl ist, führten der Gesellschaft ihre schlimmsten Albträume vor Augen: Brennende Städte, ermordete Frauen und Kinder und sogar vergewaltigte Nonnen! Ungeheheurlich! Da nutzte es auch wenig, dass gegen Ende des Stückes alles wieder so halbwegs in die gewohnten Bahnen der gottgewollten Ordnung zurückkehrte. Viele waren entweder gar nicht mehr im Theater oder einfach noch zu schockiert von dem eben Gesehenen.
»Die Räuber« hat auch in den folgenden Jahrhunderten nichts von seiner Sprengkraft verloren. Im Vorfeld der Revolution von 1848 war es Lieblingslektüre vieler nach Freiheit strebender National- und Verfassungsstaatler. Und noch 120 Jahre später zitierten die rebellierenden Studenten die "Armee in [ihrer] Faust".
Literatur:
Die Räuber: Ein Schauspiel von Friedrich Schiller
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